Zur Anwendung von Ingenieurmethoden im Brandschutz, speziell bei der Simulation von Bränden, ist die Erarbeitung objekt- und nutzungsspezifischer Brandszenarien, welche auf geeigneten Bemessungsbränden basieren, von wesentlicher Bedeutung.
Da sich Schienenfahrzeuge in ihrem individuellen Brandverhalten stark unterscheiden können, sind in dem zugrundeliegenden technischen Regelwerk TRStrab BS Standard-Bemessungsbrände vorgegeben, welche äußerst konservativ gestaltet wurden. Durch diese Vorgaben wird zwar gewährleistet, dass die Ergebnisse der Brandsimulation auf der sicheren Seite liegen, jedoch kann es dazu führen, dass für den brandschutztechnischen Nachweis aufwendige Anlagentechnik notwendig wird. Neben den Kostenfaktor ist die Umsetzbarkeit vor allem bei Bestandsstation hierbei ein großes Problem.
Um auf aufwendige Brandschutzmaßnahmen verzichten zu können und das Potential moderner und brandsicherer Schienenfahrzeuge auszuschöpfen, bietet die TRStrab BS im Kapitel 5.3.1 alternativ die Möglichkeit individuellen Bemessungsbrandkurven der tatsächlich eingesetzten Schienenfahrzeuge zu verwenden.
Zum einen besteht die Möglichkeit durch realmaßstäbliche Brandversuche an Originalfahrzeugen oder Fahrzeugmodellen gemäß dem Verfahren (1) nach TRStrab BS einen exakten und belastbaren individueller Bemessungsbrände herzuleiten. Zwar werden hierbei sehr genaue Ergebnisse erzielt, diese sind jedoch mit einem großen, vor allem auch materiellen Aufwand verbunden. Auch eine Optimierung von bestehenden Bemessungsbränden ist aufgrund der Zerstörung des Testkörpers nicht gegeben.
Neben Brandversuchen können Bemessungsbrände auch durch die Anwendung von Brandsimulationen auf der Grundlage von Materialprüfungen gemäß dem Verfahren (2) nach TRStrab BS hergeleitet werden. Diese Methodik zur Erarbeitung individueller Bemessungsbrände beinhaltet die Durchführung von Materialuntersuchungen (sogenannte Cone-Calorimeter-Prüfungen) für die relevanten, brennbaren Innenausbaumaterialien. Dadurch können die Brandverlaufskurve sowie die Rauchausbeuten auf Basis experimentell bestimmter brandtechnischer Kennwerte ermittelt werden, wodurch eine realitätsnahe Herleitung des Bemessungsbrandes ermöglicht wird. Da die Simulationen beliebig oft wiederholt werden können, besteht auch die Möglichkeit durch bauliche oder konstruktive Anpassungen den Bemessungsbrand brandschutztechnisch zu optimieren.